Geschichte des Hamam

Das klassische türkische Hamam ist ein Nachfolger der römischen Bade- und Thermalkultur. Nachdem die Osmanen das bis dahin Konstantinopel genannte Istanbul erobert hatten, kam es zu einer Vermischung der römisch-byzantinischen Badekultur mit der osmanischen. Anfangs war der Besuch dieser Bäder ein Privileg reicher und bedeutender Bürger. Mit dem Einzug des Islam, den turkmenische Nomadenstämme ins Osmanische Reich brachten, etablierte sich auch das Reinlichkeitsgebot. Einem Moscheebesuch, Hochzeiten und Beschneidungen ging eine rituelle Waschung im Hamam voraus – das Hamam öffnete sich allen Bevölkerungsschichten. Auch ohne religiösen Anlass wurden Hamams in Zeiten, als fließendes Wasser keine Selbstverständlichkeit war, gern besucht. Ohne Zugang zu Cafés oder sonstigen öffentlichen Einrichtungen etablierte sich das Hamam vor allem für Frauen als Institution des gesellschaftlichen Austauschs. Aufgrund der zeitlichen oder räumlichen Geschlechtertrennung konnten sich Frauen wie Männer ungestört über Privates oder Geschäftliches unterhalten, der kosmetischen Pflege nachgehen oder Bekanntschaften pflegen.

Im 20. Jahrhundert mit dem Aufkommen von privaten Badezimmern in den Haushalten verlor das Hamam an Bedeutung. Die alltägliche Körperpflege und die rituellen Waschungen konnten von da an auch Zuhause erledigt werden. Aufgrund der stimmungsvollen Atmosphäre und den berühmten Massagen ist das Hamam dennoch bis heute ein beliebter Ort, an dem man den Alltag hinter sich lassen und entspannen kann.